ECOVIN-Winzer und Regionalverband arbeiten eng mit Forschung zusammen – Ein EU-Projekt untersucht noch umwelfreundlichere Bio-Anbauverfahren
FREIBURG. Nichts ist so gut, daß man es nicht verbessern könnte: Diese Botschaft begleitet auch die biologisch arbeitenden Winzer des ECOVIN-Regionalverbands Baden seit der Gründung. Die innovationsfreudigen Biowinzer haben mit ihrer unermüdlichen Suche nach verbesserten Anbaumethoden auch bei der EU Erfolg: Seit kurzem sucht ein internationales Forschungsteam auch mit Mitteln der Europäischen Gemeinschaft nach Möglichkeiten, den Kupfereinsatz im biologischen Anbau noch weiter zu verringern oder gar komplett durch andere Substanzen zu ersetzen.
Angefangen hat es mit mehr als 100 alternativen Substanzen, berichtet Martin Schmidt. Der Eichstetter Biowinzer vertritt den ECOVIN-Regionalverband Baden im Repco-Projekt. Repco ist die Zusammenfassung des englischen Projekttitels für den Ersatz von Kupfer im Einsatz gegen Pilzkrankheiten, im Weinbau ist das vor allem die in unseren Breiten gefürchtete Peronospora (Plasmopora viticola oder auch falscher Mehltau). Das Freiburger Weinbauinstitut ist einer der 12 Partner. Für ECOVIN engagierte sich Schmidt, der zweite Vorsitzende des Regionalverbands Baden, nicht nur wegen der räumlichen Nähe: Er hat seine Diplomarbeit über genau dieses Thema geschrieben.
Für ihn ist dieses Vorwissen allerdings eher ein Grund zur Ernüchterung: „In der vorgesehenen Projektlaufzeit von drei Jahren wird man die Alternative zu Kupferspritzungen wohl nicht finden“, befürchtet er. Für ihn geht es viel mehr darum, eine Vielzahl von Substanzen auf ihre Eignung zu untersuchen und im Feldversuch zu erproben. Prinzipiell geht es bei dem Projekt, das auch die Kupferanwendungen gegen Apfelschorf im Blick hat, um drei Gruppen: Gesucht wird nach mikrobiellen Antagonisten, sozusagen die Gegenwirkung zur Pilzkrankheit. Auch chemische Mittel werden gesucht, die – zum Beispiel als mechanischer Schutz – die Pilzerreger blockieren sollen. Und dann gibt es noch die Möglichkeit, die Resistenz der Pflanze soweit zu erhöhen, dass ihr der Pilz, der auch jahrelang im Boden überleben kann, nichts mehr anhaben kann.
Bei der Auswahl der Projektpartner spielte der Netzwerkgedanke eine große Rolle: So sind nicht nur Wissenschaftler und Verbandsvertreter aus mehreren europäischen Ländern dabei, sondern auch Praktiker und ein Unternehmen, das sich in Fragen der Herstellung kümmert. Nachhaltigkeit spielt auch in diesem Forschungsprojekt eine wichtige Rolle, und deswegen wird von vorneherein auch die Mitwirkung der Erzeuger gesucht: Wäre der Einsatz eines Mittels praktikabel und wirtschaftlich, wie groß wäre das Risiko bei einem Umstieg, gibt es andere, unerwünschte Wirkungen?
Die Anbauverbände, auch das ist klar, werden spätere Erfolge, die man sich von einer Verlängerung der Projektlaufzeit erhofft, nach eigenen Kriterien beurteilen: Sind es naturidentische Stoffe, die zum Einsatz kommen, und: Sind es Stoffe, die genauso auch in der Natur vorkommen? Doch mit einer Höchstmenge von drei Kilogramm Kupfer pro Hektar, verteilt auf rund 10 Spritzungen, sind die Bio-Erzeuger hierzulande sowieso sehr zurückhaltend. Auch im konventionellen Bereich werden Kupferpräparate eingesetzt, auch in größeren Mengen.
Und so ist ein Ansatz des Projektes auch, den Einsatz der vorhandenen Mittel zu optimieren. Wenn also der große Wurf und die Entdeckung einer „neuen“ Substanz realistischerweise nicht zu erwarten ist, so rechnen die badischen Biowinzer doch mit Fortschritten, die schrittweise Verbesserungen in der Praxis bringen – wie das mit den meisten Innovationen im Ökoweinbau so ist. Gewonnen haben die Ökowinzer schon jetzt: Ihre wiederholten Forderungen nach mehr Forschung im Bereich der biologischen Anbauverfahren scheint auf fruchtbaren Boden zu fallen.
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