ECOVIN-Winzer in Baden schauen auf einen beeindruckenden Herbst zurück, den alle Winzer als außergewöhnlich bezeichnen. Der heiße Sommer bescherte ihnen wenig Konflikte mit Pilzkrankheiten, eine trotz Trockenheit gute Wasserversorgung ihrer Reben und schließlich eine frühe Lese mit guten Qualitäten und guten Erträgen.
Das Bild in den badischen Weinbaubereichen ähnelt sich stark. Hier eine Übersicht von erfahrenen Bio-Winzern aus ihrer Region.
Markgräflerland
Der Jahreswitterungsverlauf war für die Reben perfekt, berichtet Paulin Köpfer. Der Vorsitzende von ECOVIN Baden und Betriebsleiter des Heitersheimer Weingutes Zähringer beschreibt den Austrieb als erst noch zögerlich. Es gab im Markgräflerland keinen Spätfrost wie im Vorjahr, danach eine frühe Blüte und den Temperaturen entsprechend eine zügige Entwicklung der Trauben.
Das viele Wochen andauernde Hochdrucksystem über Nord- und Mitteleuropa mit fast durchgehender Nordwindlage (trocken aber nicht zu heiß) war nach seinen Worten „ein großer Segen für die Weinberge”. Zum Beginn des Sommers waren viele ECOVIN-Weingüter auf Grund des frühen und schnellen Zuwachses arbeitsmässig einige Wochen völlig überfordert, berichtet er.
Nach der Anfang Juni kritischen feuchten Phase (Schafskälte) war die trockene Witterung in Bezug auf die Rebengesundheit optimal. Die folgende Trockenheit war zum Glück nur für Junganlagen oder aussergewöhnliche flachgründige Lagen eine Herausforderung. Insbesondere die höheren Humusgehalte und gute Bodenstruktur im Weinbau nach ECOVIN-Standards stellten sicher, dass auch in einem extremen Jahr wie 2018 die Wasserversorgung der Reben gesichert werden kann. „Der Bioweinbau zeigt hier entscheidende Vorteile”, urteilt er.
Die Traubenlese noch im August war ein Rekord. Der unglaublich gesunde Traubenzustand und die großartige Witterung im September gab den ECOVIN Winzerinnen und Winzern viel Spielraum, ihre Trauben der Reife- und dem Produktionsziel entsprechend gestaffelt zu ernten.
Qualitativ waren „nach oben“, also was Mostgewichte und Konzentration betrifft, keine Grenzen gesetzt. Dennoch seien die meisten ECOVIN Weine im mittleren Alkoholbereich gelesen worden, berichtet Köpfer: „So, wie es auch die Konsumenten wünschen.”
Die Erntemengen übertrafen die Schätzungen aus dem Sommer und waren gut bis sehr gut. Probleme mit Übermengen gab es dabei keine, weil die Ertragshöhe im Bioweinbau niedriger ist als bei herkömmlicher Bewirtschaftung und die ECOVIN-Betriebe qualitätsorientiert arbeiten. Zugegeben: einen Wunschherbst!
Die Weißweine des Jahrgangs 2018 zeigen nach seinem Urteil schon jetzt schöne Frucht, nicht zu üppige Aromen aber viel Dichte. Gewinner in diesem Jahr sind seiner Ansicht nach die Rotweine mit hoher Reife und großer Konzentration.
Kaiserstuhl
Aus Eichstetten am Kaiserstuhl berichtet Martin Schmidt. Er bewirtschaftet im Weingut Kiefer Bio-Reben und weitere Flächen in einem weiteren Bioweingut. Er berichtet, dass er in diesem Ausnahmejahr Anfang September sogar für einer Erhöhung der Höchstertragsmenge von 90 auf auf 100 L/ar gestimmt hatte.
„Die Mengen waren ein Geschenk der Natur”, berichtet er: „Drei Wochen zuvor hat noch keiner geglaubt, dass wir über 90 L kommen, auch ich nicht.” Die Winzer hätten diese hohen Erträge nicht angestrebt, und ein Marktausgleich bestehe, weil nach dem voran gegangenen Frostjahr die Keller leer waren. „Die Qualitäten sind trotz der Mengen hervorragend,” urteilt er für den Kaiserstuhl.
Es sei aber auch wie 2003 deutlich geworden, dass durch eine gute Bodenbewirtschaftung und vor allem durch das mechanische Freihalten des Unterstockbereichs die Reben sehr gut mit Klimaextremen zurecht kommen. Im einzelnen führt er hier besonders den Humusaufbau durch Kompost und Begrünung auf und den Verzicht auf mineralische Düngung. Die Trockenheit war selbst in Junganlagen in solch bewirtschafteten Parzellen kein Problem.
Breisgau
In Kenzingen-Bombach zeigt sich Dr. Eribert Benz vom Weingut Dr. Benz genauso zufrieden mit dem neuen Jahrgang, wie die meisten seiner Kollegen. „Die Qualität ist gut und der Ertrag ist ebenfalls gut”, beschreibt er die Situation im Breisgau. Und hat auch für sich selbst schon ein Resümée gezogen: „Die gute Humusversorgung und die Wasserhaltefähigkeit hat meiner Ansicht nach bei den ECOVIN-Weingütern dafür gesorgt, dass unsere Reben trotz der Trockenheit besser mit Wasser versorgt wurden”, meint er. „Allerdings hatten wir hier zumindest minimale Niederschläge in der Zeit vor der Lese”, fügt er an.
Bei Temperaturen über 30 Grad bewältigte seine Lese-Mannscaft die Handlese in der Zeit von Anfang bis Ende September. Bei den Rebsorten sieht er zwar keine besonderen Gewinner der Witterungsverhältnisse, aber: „Für typisch südländische Rebsorten wie Cabernet Sauvignon oder Merlot waren das schon ideale Verhältnisse”, berichtet er. Auch rote Piwi-Sorten und natürlich der Spätburgunder kamen mit den Verhältnissen ausgezeichnet zu recht.
Die Mostgewichte waren durchgängig überdurchschnittlich. Als Lehre aus dem heißen Sommer 2003 wurde sehr darauf geachtet, dass früh geerntet und gefüllt wurde, um die Trauben im richtigen Reifezustand zu ernten.
Seine Weine werden jetzt lange auf der Hefe liegen bleiben und frühestens im März oder April abgefüllt werden.
Kraichgau
Auch im Kraichgau betrachtet Ulrich Klumpp vom Weingut Klumpp in Bruchsal die Ergebnisse dieses Jahres als außergewöhnlich gut. „Am wichtigsten für uns sind ja trotz des heißen und trockenen Sommer die letzten drei Wochen vor der Lese”, berichtet er. Und weil in diesem Zeitraum die Nächte kühler waren, konnten die Trauben mehr Aromastoffe in der Beerenhaut bilden, als wenn es durchgängig warm geblieben wäre.
Hinzu kam, dass auch in dieser Region kurz vor der Lese minimale Niederschläge verzeichnet wurden. Auch das habe dazu betragen, dass die Trauben ganz ausreifen konnten, berichtet er. Die noch jungen Rotweine zeigen tolle Farben, reife Tannine und schmecken bereits sehr ausgereift.
Bei der Lese wurde auch in seinem Betrieb darauf geachtet, beim Erreichen der „passenden” Mostgewichte zu lesen: Bei rund 90 Grad Oechsle haben die fertigen Weine einen Alkoholgehalt, der nicht höher als 13 %vol ist. Und dies ist seiner Erfahrung nach eine wichtige Schwelle für den Verbraucher, der keine zu alkoholreichen Weine sucht.
Seiner Ansicht nach kam die Rebsorte Chardonnay am besten mit der Hitze zurecht. Auch die Weißweine erlebten weder Pilzbefall noch Frost, sind qualitativ und quantitativ außergewöhnlich gut: „Ich bin jetzt seit 35 Jahren Winzer und habe noch nie einen so guten Herbst erlebt”, urteilt er.