Jetzt wo die Lese beendet ist, zieht auch der ECOVIN Bundesverband eine Bilanz der diesjährigen Lese und geht dabei auch auf die Problematik Peronospora und Kalium-Phosphonat ein.
Die 2016er Weintrauben sind nun geerntet und die Moste gären im Keller. Wenn man die Winzerinnen und Winzer um ihre Einschätzung zum Jahrgang bittet, bekommt man zunächst gesagt, dass die Qualitäten hervorragend sind, zumindest die der Trauben, die geerntet werden konnten. Das ist der Wermutstropfen, denn es gibt teils hohe Mengenverluste. Es lassen sich keine Aussagen darüber treffen, ob es das eine Anbaugebiet stärker als das andere getroffen hätte. Es gibt Betriebe mit starken Verlusten, aber auch genauso welche mit sehr zufriedenstellenden Erntemengen, sogar innerhalb einer Region.
Dieser Sommer war über alle Anbaugebiete hinweg zunächst viel zu feucht. Gerade um die Zeit der Rebblüte herum, Mitte Juni, hatte es fast pausenlos geregnet. Kein leichter Landregen, sondern lokale Starkregenereignisse, die so manchen kleinen Bach innerhalb kürzester Zeit über die Ufer treten ließen und ganze Dörfer verwüsteten. In der sensiblen Phase der Blüte ist die Weinrebe besonders anfällig für den Befall durch die Peronospora, den sogenannten falschen Mehltau. Und der hatte in diesem Jahr optimale Bedingungen. Die zweite Hälfte des Sommers, ab Ende Juli bis in den September hinein, war für die Trauben perfekt. Das warme und trockene Wetter hat zu hervorragenden Qualitäten geführt.
Um den falschen Mehltau zu bekämpfen, gibt es im ökologischen Weinbau nur eingeschränkte Möglichkeiten. Erlaubt sind verschiedene Kupferpräparate, welche in entsprechenden Abständen im Rahmen des Pflanzenschutzes ausgebracht werden. Aufgrund der vielen Starkregenereignisse war es in diesem Jahr für die Biowinzer extrem kräftezehrend.
Eine weitere Möglichkeit, die Risiken zu minimieren ist der Anbau pilzresistenter Sorten, die sogenannten PIWIS. Diese sind weit weniger anfällig, waren in diesem Jahr aber auch betroffen. PIWIS ersetzen zudem nicht die klassischen Sorten wie Riesling oder Spätburgunder, sie ergänzen das Portfolio der Betriebe lediglich.
In Verbindung mit den Kupfermitteln hatten die Winzer bis 2013 durch den Einsatz von Kalium-Phosphonat als Pflanzenstärkungsmittel die Bekämpfung der Peronospora gut im Griff. Bereits Ende der 1980er Jahre, kurz nach Gründung des ECOVIN Verbandes, hat man sich im Bioweinbau gemeinsam mit den Beratern Gedanken gemacht und Kalium-Phosphonat als effektives Mittel gegen den falschen Mehltau identifiziert. Kalium-Phosphonat wird von der Pflanze aufgenommen und regt die pflanzeneigenen Abwehrkräfte an. Es ist toxikologisch unbedenklich und zu guter Letzt wird es bei heftigem Regen nicht direkt wieder abgewaschen.
Doch dann traten 2013 Änderungen im europäischen Pflanzenschutzgesetz in Kraft, welche Kalium-Phosphonat der Gruppe der Pflanzenschutzmittel zuordneten. Solche haben komplizierte Listungsverfahren zur Folge, und dieses hängt an einer wichtigen Stelle fest. Auf die Problematik hat ECOVIN seit Jahren hingewiesen. „Es ist äußerst wichtig, dass Kalium-Phosphonat, von der EU für den Bioweinbau wieder zugelassen wird. Wir brauchen Planungssicherheit im Pflanzenschutz. Nur so wird der ökologische Weinbau wieder zukunftsfähig! Wichtig ist nun, dass die Zeit bis zur nächsten Saison, intensiv genutzt wird, um in Verhandlungen mit Brüssel, unser Ziel zu erreichen.“ so Andreas Hattemer, Vorsitzender von ECOVIN.