Herbstaussichten der ECOVIN-Winzer in Baden für den Herbst 2013 – Der wechselhafte Witterungsverlauf beschert den Biowinzern eine kleinere Ernte
IHRINGEN. Die Voraussetzungen für eine gute Qualität der badischen Bioweine des Jahrgangs sind gut, doch die Menge wird wohl 2013 um etwa 10 Prozent geringer ausfallen, als im Durchschnitt. Betroffen sind dabei vor allem die Burgundersorten und hier wiederum die Grauburgunder. Müller-Thurgau und vor allem auch die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (Piwi) dagegen sollten auch mengenmäßig zufriedenstellende Erträge bringen.
2013 war für die Biowinzer in Baden zwar kein extremes aber ein ungewöhnliches Jahr, so Paulin Köpfer in seiner Bilanz im Ihringer ECOVIN-Weingut Hubert Lay. Der Vorsitzende von ECOVIN Baden führte vor allem die späte, erst Mitte Juni einsetzende Rebenblüte nach einem kühlen nassen Frühjahr als Grund für die derzeitige Lage an. Die wechselhafte Witterung während der Blüte verursachte vor allem bei den klassischen Rebsorten Verrieselungen und damit einen eher mässigen Beerenansatz. Den späten Blütezeitpunkt, als Dreh- und Angelpunkt für den Vegetationsverlauf, konnte die Anfang Juli einsetzende wunderbare Hochsommerphase nur teilweise wieder wettmachen.
Perfekt für die Bioreben war dagegen die wochenlange Hochdruck- und Nordwindlage im Juli ohne die für die Oberrheinebene häufige Schwüle. Sonne und trockene Hitze sorgten ebenso wie die gute Wasserversorgung aus den Vormonaten für Wachstum.
Trockenes Wetter mit kühlen Nächten im August und September kamen der Gesundheit der Bioreben zugute, so Köpfer: „Die sorgsame Pflege der Weinberge durch die ECOVIN-Winzerinnen und Winzer hat dazu ebenfalls beigetragen.” Jetzt freuen sich die Biowinzer auf eine langsame Reife und Erntezeit, die in diesem Jahr später als in vergangenen Jahren sein wird.
Doch die Auswirkungen der Witterung während der Blütezeit bleiben: „Wir erwarten in den ECOVIN Anlagen Erträge in Höhe von 50 bis 60 Hektoliter und damit mindestens 10 Prozent unter dem Durchschnitt”, so Köpfer. Erfreulich sind nach seiner Auskunft die Bestände der PIWIs, den pilzresistenten Neuzüchtungen, insbesondere Regent und Johanniter. Auch die Müller Thurgau Anlagen deuten auf zufriedenstellende Erträge hin. Eher mittel bis schwach werden die Erntemengen bei den Burgundersorten, vorweg dem Grauburgunder sein. Mit Ergebnissen unter dem Durchschnitt wird auch bei der Markgräfler Spezialität, dem Gutedel, gerechnet.
Eine Prognose zum Jahrgang 2013 wagte der badische ECOVIN-Vorsitzende nicht, aber: „Wir erwarten einen guten bis sehr guten und mit hoher Voraussicht auch charaktervollen Jahrgang.” Die Lese bei den ganz frühen Sorten und für den Neuen Wein bereits begonnen, der Lesebeginn von Müller-Thurgau wird Ende September erwartet, die Hauptlese im Oktober. Damit ist eine Entwicklung gestoppt, die in den vergangenen Jahren immer frühere Ernten mit einem Lesebeginn im September verursacht hat: „Erst seit den 1990er Jahren ist der Lesetermin dauerhaft auf den September vorgerückt”, so Köpfer. Die relativ späte Lese in diesem Jahr sei indes für die Biowinzer nicht problematisch.
Generell, so Köpfer, zeichneten sich die Erträge der Biowinzer durch eine höhere Konstanz aus. „Wir erreichen in guten Jahren sicher nicht die Höchstmengen. Aber die über lange Jahre aufgebaute Bodengesundheit und -struktur sorgen mit der guten Wasserversorgung auch dafür, dass in kritischeren Jahren unsere Mengenerträge nicht so stark zurückgehen. Uns fehlen die Extreme.”
ECOVIN macht Boden gut
Am Rande der Herbst-Pressekonferenz ging der badische ECOVIN-Vorsitzende Paulin Köpfer auch auf die Verbandssituation ein: Fünf neue Mitglieder und eine kontinuierliche Zunahme der ökologisch bewirtschaftete Rebfläche seien ein Zeichen dafür, dass die ökologische und die ökonomische Seite des ECOVIN-Konzepts aufgehen. Ein Flächenzuwachs ergebe sich auch dann, wenn die Mitgliederzahlen stagnieren, so die Erfahrung Köpfers: „Die Biowinzer sind auch wirtschaftlich erfolgreich und bauen demzufolge ihre Flächen aus.”
Seit 2008 ist die ECOVIN Fläche in Baden von 255 auf derzeit 289 Hektar angestiegen. Dennoch mache die Öko-Rebfläche in Baden zusammen mit den nach EU-Standards und anderen Bioverbänden gepflegten Rebflächen einen Bio-Anteil von nur etwa fünf Prozent der gesamten Rebflächen in Baden aus – immerhin mehr als in allen anderen Regionen. Auch die öffentliche Beachtung der Bioweine sei größer als es dem Anteil im Anbau entspricht. Dies gelte auch für den Anteil der Bioweine an Prämierungen, wo bis zu 10 Prozent der ausgezeichneten Weine aus dem Bio-Segment keine Seltenheit sind.
Kritische Worte fand Köpfer für die auch in den Medien oft wiedergegebenen Äußerungen konventioneller Erzeuger, sie würden biologisch arbeiten, sich aber aus Kostengründen nicht zertifizieren lassen. „Naturnah“ oder „Bio soweit als möglich“ ist nicht Bio, betonte er: „Nur konsequentes und überprüftes Arbeiten nach nationalen und internationalen Standards kann für den Verbraucher eindeutig Bio sein”, so der badische ECOVIN-Vorsitzende.
Positiv vermerkte er, dass ab dem letzten Jahrgang nun auch die Deklaration „Biowein“ auf den Etiketten möglich ist. Die Umsetzung der neuen Kellerwirtschaftlichen Bestimmungen der EU sei für die ECOVIN Mitgliedsbetriebe keine Herausforderung gewesen: Seit 1985 bestünden schließlich bereits enge Verbandsregeln. Lediglich die zunehmende Bürokratisierung im Bereich der Bioüberprüfung bereite den Biowinzern Sorge.